U-Bahn München Blog

Taktverdichtungen im U-Bahnnetz bis 2020 geplant

23. September 2010

Autor: Florian Schütz — Abgelegt unter: Betrieb — 19:58

Wie die Münchner Verkehrsgesellschaft in einem Pressegespräch am 23. September bekannt gab, sind im U-Bahn, Tram und Busbereich in den kommenden Jahren zahlreiche Angebotsverdichtungen und -veränderungen geplant.

A-Wagen 335 als U1 im U-Bahnhof Hauptbahnhof U-Bahn, Tram und Bus stehen bei ihren Fahrgästen hoch im Kurs. Die Zufriedenheit der Kunden hat in der Vergangenheit kontinuierlich zugenommen. Die MVG bietet seit mehreren Jahren die am besten bewertete kommunale Dienstleistung in München. Und selbst der ADAC kürte das Münchner Nahverkehrsangebot jüngst zum europaweiten Testsieger. Gleichzeitig äußert sich die große Zufriedenheit der Münchner mit ihrem kommunalen Verkehrsunternehmen in stetig steigenden Fahrgastzahlen.

Seit 2004 hat das Kundenaufkommen um ca. 13 Prozent zugelegt; das entspricht 58 Millionen zusätzlichen Fahrgästen in nur sechs Jahren. Inzwischen befördern Busse und Bahnen der MVG rund 500 Millionen Menschen pro Jahr. Immer mehr steigen vom Auto auf die Öffentlichen um, und dies besonders auf dem Weg zur Arbeit, also im Berufsverkehr. Vor rund fünf Jahren zählte die MVG etwa 32 Prozent Stammkunden (Nutzung an 4 bis 7 Tagen/Woche); heute sind es bereits 35 Prozent. Die entsprechende Autonutzung (als Fahrer) ging im selben Zeitraum von 37 auf 31 Prozent zurück. Nur 5 Prozent der Münchner fahren im Verlauf eines Jahres nie mit der MVG (Quelle: MVG-Mobilitätserhebung 2009).

U-Bahn: 2-Minuten-Takt bedingt möglich

Bei der U-Bahn liegt der Schwerpunkt der Angebotsoffensive auf Taktverdichtungen für die Linien U2 und U6. Ab 2014 soll hier – erstmals in der Münchner U-Bahn – abschnittsweise in der Spitzenzeit morgens ein 2-Minuten-Takt realisiert werden. Bereits ab 2012 ist eine neue Verstärkerlinie U7 (WestfriedhofNeuperlach Zentrum) zur Entlastung einzelner Abschnitte von U2 und U5 vorgesehen. Bereits Ende dieses Jahres wird die U3-Verlängerung nach Moosach in Betrieb genommen.

Fahrzeugbedarf: Zusätzliche Züge für U-Bahn und Tram

C-Zug 614 als U2 im bauma-Messeverkehr Für die Angebotsoffensive müssen SWM/MVG weitere neue U-Bahnzüge beschaffen. Zusätzlich zu den bisher als Ersatzbeschaffung vorgesehenen 84 Wagen (= 14 Züge vom Typ C2) werden hierfür im Jahr 2014 weitere 36 Wagen (+ 1 Reservezug = 7 C2-Züge) und 2017 weitere 24 bis 30 Wagen (= 4-5 C2-Züge) benötigt. Die für Oktober geplante Festbestellung von ursprünglich 14 Zügen muss daher um zunächst 7 Züge aufgestockt werden; die gleichzeitig geplante Option für die weiteren Bestellungen in den Folgejahren wird entsprechend erhöht.

Die Maßnahmen im Überblick

Stufe 1 – Fahrplan 2011 (ab Ende 2010)

U3: Verlängerung Olympia-EinkaufszentrumMoosacher St.-Martins-PlatzMoosach

Stufe 2 – Fahrplan 2012 (ab Ende 2011)

U7: Neue Verstärkerlinie WestfriedhofHauptbahnhofInnsbrucker RingNeuperlach Zentrum (Berufsverkehr morgens, Schultage) zur Entlastung der entsprechenden Streckenabschnitte von U1 (wie bisher), U2 und U5

Stufe 5 – 2014 (Termin abhängig von Fahrzeugverfügbarkeit)

U2: Zusätzliche Verstärkerzüge MilbertshofenHauptbahnhofKolumbusplatz (Berufsverkehr morgens, Schultage); dadurch 2-Minuten-Abstand Hbf – Kolumbusplatz und 2/4/4-Minuten-Abstand Milbertshofen – Hbf
U7: Weitere Angebotsverbesserung durch Einsatz von Lang- statt Vollzügen
O D E R (Entscheidung Priorität Anfang 2013)
U6: Zusätzliche Verstärkerzüge Münchner FreiheitMarienplatzHarras (Berufsverkehr morgens, Schultage); dadurch 2-Minuten-Abstand Münchner FreiheitImplerstraße

Stufe 7 – 2017/2018

U2 oder U6: Zusätzliche Verstärkerzüge im Berufsverkehr morgens (vice versa zu Stufe 5, Zeitpunkt abhängig von Fahrzeugverfügbarkeit)
U2 und/oder U6 (optional): Zusätzliche Verstärkerzüge (2-Minuten-Takt Kernnetz) auch im Berufsverkehr abends U7 (optional): Betrieb auch im Berufsverkehr abends

Weitere Ausbaustufen – Zeitpunkte offen

U9: City-Bypass ImplerstraßeHauptbahnhofMünchner Freiheit zur Entlastung der Nord-Süd-Strecken (mit Anpassung U2 und U3/U6)

Ergänzende Maßnahmen

Höheres Platzangebot durch neue U-Bahnzüge (Typ C2): ca. 950 statt bisher 912 (C1) bzw. 870 Plätze (A/B)

Quelle:

MVG Pressemitteilung vom 23. September 2010: MVG-Angebotsoffensive 2010 – 2020: U-Bahn, Tram und Bus weiter auf Wachstumskurs

Fraunhoferstraße und Hohenzollernplatz: Anstehende Bauarbeiten

4. August 2010

Autor: Florian Schütz — Abgelegt unter: Störungen und Bauarbeiten, U-Bahnhöfe — 15:01

Neben der Erneuerung der Rolltreppen an vielen Bahnhöfen inklusive der zeitweiligen Sperrung des Bahnhofs Fraunhoferstraße müssen demnächst auch die Pfeilerverkleidungen am Hohenzollernplatz erneuert werden.

Viele der Münchner U-Bahnhöfe sind mittlerweile angesichts ihres Alters von 30 Jahren und mehr sanierungsbedürftig. Am Marienplatz wurde im Zuge des Neubaus der beiden parallelen Bahnsteigtunnel der restliche Bahnhof einer Grundsanierung unterzogen, an der Münchner Freiheit wurde dabei auch die Gestaltung gründlich überholt. Die oberirdischen Bahnhöfe der U6 sowie der U5-Bahnhof Neuperlach Süd mussten aufgrund ihrer Lage in Wind und Wetter zudem erneuert werden.

Erneuerung der Rolltreppen im U-Bahnhof Fraunhoferstraße

U-Bahnhof Fraunhoferstraße Im Bahnhof Fraunhoferstraße werden vom 9. bis zum 22. August 2010 die die beiden südöstlich gelegenen Fahrtreppen erneuert, die Züge der U1 und U2 durchfahren den Bahnhof ohne Halt. Eine An- und Ablieferung der Großbauteile über die regulären Zugänge ist aus Platzgründen nicht möglich, sie müssen daher per Zug antransportiert und auf dem Bahnsteig zwischengelagert werden. Angesichts dieser Ausgangslage ist die Schließung des gesamten Bahnhofs aus Sicherheitsgründen unumgänglich. Zum einen reicht die auf dem Bahnsteig verbleibende freie Fläche nicht aus, um Fahrgäste ein- und aussteigen zu lassen. Zum anderen stehen durch die baustellenbedingte Sperrung des südöstlichen Zugangs nicht mehr ausreichend Flucht- und Rettungswege etwa im Fall eines Brandes zur Verfügung.

U-Bahnhof Fraunhoferstraße: zu tauschende Fahrtreppe Die beiden betroffenen Rolltreppen können vom 2. August bis vsl. 10. September nicht genutzt werden. Sie sind länger gesperrt als der Bahnhof an sich, weil ein Teil der Arbeiten – etwa der Ausbau und Einbau von Treppenstufen – vor und nach der eigentlichen Demontage der Rolltreppen ohne großflächige Sperrungen erfolgen kann.
Voraussichtlich im Sommer 2011 werden die übrigen Rolltreppen ausgewechselt. Dafür wird erneut eine Sperrung notwendig sein. Eine gleichzeitige Erneuerung aller fünf Anlagen ist unter anderem aus Platzgründen nicht möglich.

Um das Gebiet um den U-Bahnhof Fraunhoferstraße während der Sperrung besser an das Nahverkehrsnetz anzuschließen, wird die Tramlinie 27 im Abschnitt Sendlinger Tor – St.-Martin-Platz zusätzlich verdichtet.

Bis Ende 2014 erneuern die Stadtwerke München (SWM) weitere 125 bis zu 35 Jahre alte Rolltreppen in 20 U-Bahnhöfen. Damit wird das Erneuerungsprogramm fortgesetzt, in dessen Rahmen von 2008 bis Ende 2009 bereits 111 Anlagen gegen neue ausgetauscht wurden. Die Gesamtinvestitionen betragen rund 27,5 Millionen Euro. Bis Ende des laufenden Jahres werden nach jetzigem Planungsstand – neben der U-Bahnstation Fraunhoferstraße – folgende Bahnhöfe teilweise mit neuen Treppen ausgestattet: Giesing (Bahnhof), Hohenzollernplatz, Ostbahnhof, Silberhornstraße, Hauptbahnhof, Maillingerstraße und Therese-Giehse-Allee. Von 2011 bis Ende 2014 stehen pro Jahr rund 25 Erneuerungen in folgenden Stationen an: Fraunhoferstraße, Giesing (Bahnhof), Hohenzollernplatz, Josephsplatz, Königsplatz, Kolumbusplatz, Karl-Preis-Platz, Maillingerstraße, Neuperlach Zentrum, Ostbahnhof, Rotkreuzplatz, Silberhornstraße, Stiglmaierplatz, Scheidplatz, Sendlinger Tor, Theresienstraße und Untersbergstraße.

Die Münchner Verkehrsgesellschaft als Betreiber der Münchner U-Bahn zählt zu den größten Rolltreppenbetreibern Deutschlands. Im U-Bahn-Netz gibt es 761 Anlagen mit mehr als 60.000 Stufen. Bis zu 6.500 Fahrgäste sind pro Stunde auf einer Rolltreppe unterwegs. Eine Stufe fährt in ihrem Leben – je nach Anlage – fast bis zum Mond (350.000 km). Die längste Rolltreppe befindet sich im U-Bahnhof Karlsplatz (Stachus) (Ausgang zum Lenbachplatz): Sie hat 247 Stufen und ist knapp 57 Meter lang. Jeder U-Bahnhof verfügt zudem über mindestens einen Aufzug ab Bahnsteigebene. Insgesamt existieren zurzeit 169 Anlagen. Aktuelle Informationen über den Betriebszustand von Rolltreppen und Aufzügen finden sich unter: www.mvg-zoom.de.

Erneuerung der Pfeilerverkleidung am U-Bahnhof Hohenzollernplatz

U-Bahnhof Hohenzollernplatz noch mit ursprünglicher Pfeilerverkleidung Die Pfeiler in Bahnsteigmitte am Hohenzollernplatz werden in den kommenden Wochen von ihrer Keramikverkleidung befreit. Viele der Fliesen sind bereits lose und drohen sich zu lösen, daher hat sich die MVG zu einer vollständigen Ersetzung der Verkleidung entschlossen, ähnlich wie es in den Bahnhöfen Maillingerstraße und Stiglmaierplatz bereits vorgenommen worde. Mitte 2008 wurden dort die Verkleidung an den Pfeiler entfernt. Die Pfeiler waren anschließend in nackter Betonoptik zu sehen, ehe ab Oktober 2009 weiße Verblendungen angebracht wurden.

Party-U-Bahn Reloaded

29. Mai 2010

Autor: Florian Schütz — Abgelegt unter: anderes — 00:21

Im November 2007 habe ich ja schon einmal davon berichtet, wie es ist, wenn man in der U-Bahn hemmungslos angegafft wird. Am Pfingstwochenende war es nun wieder soweit – die Party-U-Bahn fuhr wieder!

Fahrt in der Party-U-Bahn: Take the A-Train Dieses Mal stand die Fahrt unter dem Motto „Take the A-Train“, was auf einen von Billy Strayhorn komponierter Jazzstandard anspielt. Dieser wiederum beschreibt musikalisch eine Fahrt der Linie A der New York City Subway, die von Brooklyn nach Manhattan und Harlem führt.

Ganz so weit führte uns die Fahrt nicht, aber sechs Stunden durch das U-Bahn-Netz sind auch ein ganz schönes Stück.

Fahrt in der Party-U-Bahn: der Organisator Der Vorstand der Münchner U-Bahn-Freunde feierte außerdem in diesem Zug seinen Geburtstag, weswegen ein Zugende mit „Einer von uns wird 40“ sowie einem „Happy Birthday“-Schriftzug beschildert war. So begann auch die Fahrt am Kieferngarten zunächst mit einem Geburtstagsständchen aller Anwesenden, anschließend ging es in dem leicht umgebauten A-Wagen 101 auf große Fahrt.

Auch der Wagen selbst feierte wenige Tage zuvor Anfang Mai übrigens seinen 40. Geburtstag – als erster der A-Wagen aus der Serienproduktion und als ältester noch in Betrieb befindlicher Wagen.

Fahrt in der Party-U-Bahn: die Tanzfläche Im Innenraum gab es einige Überraschungen: so wurden zwei Sitzgruppen vorrübergehend ausgebaut, um im Clubwagen eine Tanzfläche zu schaffen, auf der zur Musikauswahl der drei DJs getanzt werden konnte.

Ebenso war die Beleuchtung dort nicht ganz auf dem normalen langweiligen Niveau, die Organisatoren haben sich hier einiges einfallen lassen, um die Atmosphäre mal ganz anders zu gestalten: nur Grundbeleuchtung aus den Leuchtstoffröhren, ansonsten Schwarzlicht, LED-Beleuchtung sowie Lichtschläuche an den Decken. Die über einen Umformer aus dem Bordnetz des Zuges versorgte Soundanlage sorgte für satten Beat die ganze Fahrt über im Südwagen 7101.

Fahrt in der Party-U-Bahn: der Speisewagen Auch im Nordwagen 6101 gab es einige temporäre Anpassungen: da es sich um den Buffetwagen handelte, wurden zur besseren Erreichbarkeit desselben einige Trennscheiben am Wagenende entfernt, damit das Gedränge um das teils sehr originelle Kuchenbuffet nicht zu eng wurde.

Außerdem gab es ein absolutes Novum: Tischplätze! Sechs Vis-à-Vis-Sitzgruppen wurden kurzerhand zu einem Speisewagen umfunktioniert. Hier wurden eigens hierfür angefertigte Tische an den Halterungen der Mülleimer befestigt, hier konnte also ganz gemütlich Kaffee und Kuchen genossen werden.

Fahrt in der Party-U-Bahn: Fahrt durch den U-Bahnhof Marienplatz Entsprechend staunende Blicke ernteten daher auch die Aufenthalte in den Stationen: die Durchfahrten an den zentralen Innenstadtbahnhöfen mit sattem Musikprogramm und wummernden Bässen sorgten nicht nur einmal für erstaunte Blicke der wartenden Fahrgäste sowie des „normalen“ Betriebspersonals. Teilweise wurden wir sogar als touristische Attraktion fotografiert: wie oft sieht man schließlich schon mal eine Party-U-Bahn. Bei den Pausen an den Wendebahnhöfen gab es daher auch immer wieder Fragen neugieriger Passanten zu beantworten, was uns allen sichtlich Spaß machte. Leider gibt es diese Fahrten viel zu selten, öffentlich sind sie zudem auch nicht. Das lassen die Versicherungsbestimmungen auch nicht so ohne weiteres zu.

Alles in allem war es auch dieses Mal eine sehr gelungene Fahrt, die knapp sechs Stunden im Zug vergingen wie im Flug. Vielen Dank auch an unsere Fahrer, beide Führerstände waren stets besetzt, um auch kurze Wendezeiten problemlos zu ermöglichen.
Für alle Interessierten hier die grobe Fahrtroute unseres Zuges:

Dem Fahrer über die Schulter geblickt KieferngartenMünchner FreiheitMarienplatzHarras (Wende) – Münchner FreiheitScheidplatzOlympia-Einkaufszentrum (Pause und Wende) – ScheidplatzHauptbahnhofInnsbrucker RingNeuperlach Zentrum (Wende) – Innsbrucker RingMax-Weber-PlatzLehel (Wende) – Max-Weber-PlatzArabellapark (Wende und Pause) – Max-Weber-PlatzHauptbahnhofSchwanthalerhöhe (Wende und Weiterfahrt über Betriebsgleis unter der Theresienwiese zur U3/U6) – Implerstraße (Wende) – MarienplatzMünchner FreiheitKieferngarten (Pause)- Garching-ForschungszentrumMünchner Freiheit (Wende) – ScheidplatzHarthof (Wende) – ScheidplatzMünchner FreiheitMarienplatzSendlinger Tor (Wende) – MarienplatzMünchner FreiheitKieferngarten

Wer das jetzt mit dem Finger auf dem Netzplan nachfahren möchte: viel Spaß, macht in Echt mehr Spaß :)

Am Ende möchte ich nochmals auf den Artikel zur letzten Fahrt hinweisen, einiges davon (insbesondere der Teil mit dem angegafft werden) trifft auch dieses Mal zu 100% zu:
» 18. November 2007: Wie man es schafft, in der U-Bahn hemmungslos angegafft zu werden

Weitere Impressionen

Fahrt in der Party-U-Bahn: warten auf die Weiterfahrt in der Abstellung Harthof Fahrt in der Party-U-Bahn: Wende im U-Bahnhof Arabellapark Fahrt in der Party-U-Bahn: warten auf die Weiterfahrt am Olympia-Einkaufszentrum (U3-Ebene) Fahrt in der Party-U-Bahn: auch die Zugzielanzeiger wissen Bescheid

 

C-Zug 616 als U6 auf freier Strecke nördlich des U-Bahnhofs Studentenstadt Fahrt in der Party-U-Bahn: Take the A-Train Fahrt in der Party-U-Bahn: Blick in den Clubwagen Fahrt in der Party-U-Bahn: leckeres U-Bahn-Kuchen-Buffet

 

ÖKT: 3 Millionen zusätzliche Fahrten im MVG-Netz

16. Mai 2010

Autor: Florian Schütz — Abgelegt unter: Betrieb — 19:48

Nach fu?nf Tagen Rekordeinsatz zum 2. Ökumenischen Kirchentag (ÖKT) zieht die Mu?nchner Verkehrsgesellschaft (MVG) eine positive Bilanz: U-Bahn, Bus und Tram haben das hohe Fahrgastaufkommen dank Angebotsverdichtung und Sonderschichten in allen Bereichen nahezu reibungslos bewältigt. Das städtische Verkehrsunternehmen za?hlte von Donnerstag bis Samstag täglich eine Dreiviertelmillion Fahrgäste zusätzlich. Einschließlich Mittwochabend und Sonntagvormittag dürften insgesamt rund 3 Millionen Fahrten mehr zusammenkommen. Von der Größenordnung her entspricht die Zahl der zusätzlich registrierten Fahrgäste damit dem zum Oktoberfest üblichen Kundenansturm, allerdings über nur fünf Tage verteilt; die Wiesn dauert bekanntlich mehr als zwei Wochen.

Besucherandrang beim 2. Ökumenischen Kirchentag im U-Bahnhof Messestadt West Andrang an der MesseDas zusätzliche Fahrgastaufkommen fiel insgesamt etwas höher aus als geplant. Die ÖKT-Teilnehmenden waren sehr mobil und wechselten häufig zwischen den Veranstaltungsorten. Ihr Mobilitätsverhalten unterschied sich damit deutlich von Besuchern anderer typischer Großevents: Messegäste und Fußballfans zum Beispiel haben ein festes Ziel vor Augen, brechen üblicherweise fast zeitgleich auf und treten nach Abschluss der Veranstaltung gemeinsam die Rückfahrt an. Die O?KT-Besucher sorgten dagegen – wie erwartet – fu?r ein „wellenartiges“ Fahrgastaufkommen über den ganzen Tag hinweg. Vor diesem Hintergrund hatte sich die MVG dafür entschieden, Bus und Tram sowie die U-Bahnlinie U2 während des ÖKT generell zu verstärken. Das Konzept ging auf: Das MVG-Angebot erwies sich an allen Tagen als bedarfsgerecht.

Größere Kapazitätsengpässe traten während des gesamten ÖKT nicht auf. Einzelne U-Bahnhöfe wie Theresienwiese mussten allenfalls fu?r wenige Minuten geschlossen werden, um Überfüllungen zu vermeiden. Wie erwartet war besonders die U-Bahnlinie U2 zeitweise sehr stark ausgelastet. Wegen des verdichteten Angebots (2 bis 3 Züge pro 10 Minuten) kam es aber nur selten zu längeren Wartezeiten.

Die im MVG-Netz eingesetzten Mitarbeiter erhielten aus den Reihen der ÖKT-Teilnehmenden viel spontan geäußertes Lob für ihre Hilfsbereitschaft und den nahezu reibungslosen Betrieb. Und auch ÖKT-Geschäftsführer Martin Stauch zieht ein positives Fazit: „Alles ist wie am Schnürchen gelaufen: U-Bahn, Bus und Tram haben den großen Andrang sehr gut bewältigt.

 
 

Quelle:

MVG-Pressemitteilung vom 16. Mai 2010: ÖKT: 3 Millionen zusätzliche Fahrten im MVG-Netz

Paolo Nestler – Ein Nachruf

8. Mai 2010

Autor: Florian Schütz — Abgelegt unter: Geschichte, U-Bahnhöfe — 22:26

Vor wenigen Wochen ist einer der Pioniere der Münchner U-Bahn im Alter von 89 Jahren gestorben: Professor Paolo Nestler. Obwohl der Name vermutlich wenigen etwas sagt, kennt jeder Münchner zahlreiche seiner Bauwerke: Paolo Nestler zeichnet sich für eine Vielzahl an U-Bahnhöfen in München verantwortlich, darunter fast alle des 1971 eröffneten ersten Abschnitts der U6.

Die Liste der Bahnhöfe, für deren Gestaltung er sich verantwortlich zeichnet, ist lang:



Die meisten davon sind Teil der gemeinsamen Strecke der U3 und U6, bis auf Mangfallplatz sind sogar alle Teil der U6. Diese Linie ist also in besonderer Weise vom Werk Paolo Nestlers geprägt. Aus heutiger Sicht wirken viele der Bahnhöfe immer noch optisch ansprechend, auch wenn sie mittlerweile fast 40 Jahre alt sind. Anders als bei den ebenfalls sehr gleichartig gestalteten Bahnhöfen der 1980 eröffneten U8/1 haben sie einen gewisse Nüchternkeit behalten, die nicht altbacken wirkt. Die farbenfrohen Unterscheidungsmerkmale der großflächig mit glasierten Keramikelementen verkleideten Pfeiler wirken als frische Farbklekse als heiterer Kontrapunkt zu den sonst oft grauen Wänden.
Mit seinem Gestaltungsvorschlag gewann er im Dezember 1965 den ersten Preis des ausgelobten Architektenwettbewerbs. Sein Konzept der zweckmäßig und schlicht eingerichteten Bahnhöfe zusammen mit der einfachen Unterscheidungsmöglichkeit der Bahnhöfe durch Farb- und Formkodierung der Pfeiler konnte die Jury überzeugen.

Am Klinikum Großhadern hat Paolo Nestler am südlichsten Bahnhof der U6 nochmals ein Zeichen gesetzt: in der Tradition der Innenstadtbahnhöfe sind auch hier die Pfeiler großflächig verkleidet, die Decken mit Querschürzen versehen sowie die Wände mit großen Wandpaneelen verkleidet. Im Zeichen der Zeit hat er den Bahnhof jedoch deutlich farbenfroher gestaltet.

Am Mangfallplatz wiederum ist ihm durch Zurücknahme der Gestaltungmerkmale konzentriert an einige Stellen etwas ganz anderes gelungen: eine grandiose Raumwirkung, die Betonung der Zugangsanlagen mit freundlichen Farben sowie eine interessante Decken- und Lichtgestaltung kombiniert mit der nüchternen Wirkung der originalbelassenen Bohrpfahlwände runden das positive Gesamtbild ab.

Doch nicht nur mit U-Bahnhöfen hat sich Paolo Nestler im Münchner Stadtbild verewig. Der 1920 in Bergamo geborene Architekt, Raumplaner und Designer zeichnet sich auch verantwortlich für den 1956-1958 errichteten Erweiterungsbau des Deutschen Museums, die Innengestaltung des Hypo-Hauses sowie die Zentrale der Kreissparkasse am Sendlinger-Tor-Platz. International am bekanntesten ist vermutlich die Innengestaltung sowie die Möbelentwürfe für das Foyer des UN-Sicherheitsrats in New York City.

Den Münchnern wird Paolo Nestler vermutlich noch viele Jahrzehnte in Form seiner U-Bahnhöfe erhalten bleiben. Denn bei den kommenden Renovierungen der alternden Bauten wird nicht so viel Aufwand betrieben werden wie bei der Umgestaltung des U-Bahnhofs Münchner Freiheit, der aus mehreren Gründen aufgewertet werden sollte.
Wer in der nächten Zeit durch einen der oben abgebildeten Bahnhöfe kommt, sollte vielleicht einen Moment inne halten und das Bauwerk etwas auf sich wirken lassen.

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