Der bayerischen Landeshauptstadt stehen in den kommenden Jahren zahlreiche Bauarbeiten und daraus bedingend natürlich auch Einschränkungen ins Haus. Nicht nur der Baubeginn bei der 2. S-Bahn-Stammstrecke in gut zwei Monaten und der daraus resultierende Komplettumbau des Hauptbahnhofs führt über Jahre für die Fahrgäste zu Beeinträchtigungen, auch der U-Bahn-Knotenpunkt am Sendlinger Tor wird in den kommenden fünf Jahren für rund 150 Millionen Euro saniert und für die Zukunft ertüchtigt.
Ab 2022 soll sich der U-Bahnhof Sendlinger Tor, wie hier auf der U3/6-Ebene in neuen Farben und gerüstet für die Zukunft präsentieren. Bis dahin stehen zahlreiche Bauarbeiten und für den Fahrgast natürlich auch Einschränkungen an (Grafik: SWM/MVG)
Am heutigen Donnerstag stellten Vertreter der SWM und MVG das Projekt im Rahmen einer Pressekonferenz vor und erläuterten die einzelnen Bauphasen, die dabei nötigen Verkehrseinschränkungen, aber auch die geplanten Maßnahmen zur künftigen Gestaltung und zur Entflechtung der Fahrgastströme. Am Montag starten die ersten Maßnahmen, die sich vorerst insbesondere an der Oberfläche bemerkbar machen werden. Ab den Osterferien, startend mit dem 9. April, kommt es dann auch zu konkreten Einschränkungen bei den U-Bahnen, Trambahnen und auch beim Individualverkehr.
Wie soll der Bahnhof zukünftig aussehen?
Wie bereits von den umgebauten Bahnhöfen Münchner Freiheit, Hauptbahnhof und Marienplatz bekannt, soll der U-Bahnhof Sendlinger Tor auch farblich und gestalterisch neue Akzente setzen. Die Bahnsteigbereiche werden sich ab 2022 zwar weiterhin betont blau (U3/U6) und gelb (U1/U2/U7/U8) zeigen, die neuen Wand-, Boden- und Deckenverkleidungen sollen das Erscheinungsbild modernisieren. Das Sperrengeschoss wird künftig in schwarzer Farbe mit großen weißen Deckenleuchten gehalten sein. Die bisher auf beiden Seiten vorhandenen Geschäfte werden auf die Ostseite umziehen. Statt einer engen Rampe mit Treppen auf beiden Seiten, ist künftig eine langgezogene Rampe im Bereich zwischen dem Abgang zur U1/2/7/8-Ebene und den Aufgängen zur Trambahn geplant. Die Bahnsteige werden übrigens ebenfalls barrierefrei gestaltet und daher um fünf Zentimeter angehoben, um einen höhengleichen Einstieg in die Fahrzeuge zu ermöglichen.
So zeigt sich die Ebene der U-Bahnlinien U3 und U6 bisher. Im Titelbild des Artikels zeigt eine Visualisierung des geplanten künftigen Erscheinungsbilds (Bild: SWM/MVG)
So zeigt sich die Ebene der U-Bahnlinien U3 und U6 bisher. Im Titelbild des Artikels zeigt eine Visualisierung des geplanten künftigen Erscheinungsbilds (Bild: SWM/MVG)
Neue Farben und ‘geordnete’ Flächen sollen das Zwischengeschoss künftig prägen. Die gelben Flächen sollen auf Auf- und Abgänge hinweisen (Grafik: SWM/MVG)
Der bisherige Umsteigebereich zur U3/6 auf der Ebene der Linien U1/U2/U7/U8 (Bild: SWM/MVG)
Farblich zeigt sich diese Ebene auch künftig knallgelb (Grafik: SWM/MVG)
Welche Maßnahmen sind zur Erweiterung der Kapazität geplant?:
Bypass: Bislang sind auf der Bahnsteigebene U1/2/7/8 neben den Rolltreppen zur U3/6-Ebene großräumige Betriebsräume vorhanden, auf der anderen Seite der Durchgang zur anderen Tunnelröhre, sowie zum Aufgang ins Sperrengeschoss. Künftig sollen die Betriebsräume verkleinert und am Rand beider Seiten angelegt werden und dafür ein zusätzlicher Durchgang im Bereich der derzeitigen Betriebsräume geschaffen werden.
Treppendreh: Für die größtmögliche Entzerrung der Fahrgastströme soll die neue Anordnung der Rolltreppen zwischen dem Umsteigebereich der U1/2/7/8-Ebene mit der darüberliegenden U3/6-Ebene sorgen. Bislang zentrieren sich die Rolltreppen auf beiden Bahnsteigen der unteren Ebene auf einen engen Bereich. Auf der U3/6-Ebene sind die hinunterführenden Rolltreppen nur in Bahnsteigmitte zu erreichen, was durch die ohnehin schmalen Bahnsteige täglich zu Kapazitätsproblemen führt. Durch die künftig unterschiedlich angeordneten Treppen sollen sich die gegensätzlich umsteigenden Fahrgäste nicht mehr ins Gehege kommen.
Der geplante Bypass, der Treppendreh und die neuen Zugangsbauwerke in der Übersicht (Grafik: SWM/MVG)
Erweiterungsbauwerke: Die bautechnisch größte Herausforderung ist die Ergänzung der U1/2/7/8-Ebene um zwei weitere Zugänge jeweils an den Bahnsteigenden. Auf der südöstlichen Seite wird ein direkter Aufgang zur Blumenstraße errichtet. Auf der nordwestlichen Seite wird unter der Sonnenstraße ein neuer Aufgang ins Sperrengeschoss geschaffen. Diese beiden Zugänge, die in offener Bauweise errichtet werden müssen, sollen primär die Ströme der Ein- und Aussteiger von den Umsteigern trennen.
Künftig gibt es am südöstlichen Bahnsteigende auf der U1/2/7/8-Ebene einen neuen direkten Ein- und Ausgang zur Blumenstraße und eine Verbindung zur anderen Tunnelröhre (Bild: SWM/MVG)
Visualisierung des künftigen südöstlichen Bahnsteigendes (Grafik: SWM/MVG)
Am anderen Bahnsteigende wird ein neuer Zugang ins Sperrengeschoss geschaffen (Grafik: SWM/MVG)
Weitere Ergänzungen: Die Ausgänge Sendlinger Straße und Müllerstraße werden verbreitert, da hier nach Untersuchungen der MVG die meisten Ein- und Aussteiger das Bauwerk betreten und verlassen. Der neue Zugang von der Blumenstraße erhält zudem einen Aufzug. Zusätzlich werden die beiden bestehenden Aufzüge zur U1/2/7/8-Ebene bis an die Oberfläche verlängert.
Wie ist der Bauablauf?
Bereits seit 2015 liefen im Bereich der Erweiterungsbauwerke Spartenmaßnahmen, um Kabel, Leitungen und Kanäle rund um die benötigten Baufelder zu verlegen.
Offene Baugruben finden sich im Bereich der Sonnenstraße und an der Ecke Blumen-/Wallstraße zur Errichtung der neuen Erweiterungsbauwerke (Grafik: SWM/MVG)
Ab Montag, 13. Februar wird im Bereich der Nußbaumstraße an der Verlegung der Sonnenstraße gearbeitet.
Ab 10. April wird die Sonnenstraße in Richtung Blumenstraße dann rund um die Trambahn-Brunnenschleife verlegt, um direkt neben der Trambahnhaltestelle der Linien 16-18 die Baugrube für das Erweiterungsbauwerk einzurichten. Für gut zwei Jahre wird der Autoverkehr dann am Fuße der Matthäuskirche vorbeigeleitet. Vereinzelt sind weniger Spuren für den Autoverkehr vorhanden. Der Ausgang zur Sonnenstraße muss gesperrt werden, solange an der Baugrube für das Erweiterungsbauwerk gearbeitet wird.
Zudem beginnt die Sanierung des Bauwerkdeckels, sowie der Fugen, die wie an vielen anderen U-Bahnhöfen durch eindringende Chloride in Mitleidenschaft gezogen wurden.
Bereits in diesem Jahr werden die Aufgänge zur Trambahn erneuert.
Geänderte Verkehrsführung ab den Osterferien: Zwischen Brunnenschleife und Matthäuskirche wird der Autoverkehr der Sonnenstraße provisorisch nach Süden geführt (Grafik: SWM/MVG)
Ab 2018 geht es mit dem Rohbau der Erweiterungsbauwerke weiter. Außerdem wird der Aufzug in der Trambahnschleife erneuert. Zeitgleich werden im Herbst die Trambahnschienen über die Lindwurmstraße ausgetauscht. Im Sperrengeschoß und auf den Bahnsteigebenen werden ab 2018 nach und nach die Verkleidungen mittels Wanderbaustelle ausgetauscht. Auf der U1/2/7/8-Ebene werden 2018 die neuen Zugänge angebunden.
Sobald 2019 das neue Erweiterungsbauwerk ins Sperrengeschoss fertiggestellt ist und auch der Bypass in Betrieb genommen werden kann, starten die Arbeiten an der Treppenanlage. Weitere Aufgänge müssen zwischen 2019 und 2020 während ihrer Erneuerung gesperrt werden, der Aufgang zur Sonnenstraße wird wieder geöffnet. Der bestehende Aufzug zur Kreissparkasse wird zusätzlich ausgetauscht.
In den Jahren 2021 und 2022 wird das Erweiterungsbauwerk zur Blumenstraße in Betrieb genommen und die beiden Aufzüge von der U1/2/7/8-Ebene auf den Sendlinger-Tor-Platz verlängert.
Außerdem werden die neuen Ladenflächen eingerichtet und der Treppendreh abgeschlossen.
Ab April wird ein Infocontainer für die Fahrgäste eingerichtet, in dem man sich über Details zum Bauablauf, aber auch den Bautechniken informieren kann.
Gibt es Einschränkungen beim U-Bahn-Betrieb?
Auch wenn die Arbeiten unter rollendem Rad stattfinden und auch aus diesem Grund so viel Zeit in Anspruch nehmen, wird die Baustelle nicht nur zu verlängerten Umsteigewegen führen. Mittels eingleisigem Betrieb zu bestimmten Zeiten bleibt der U-Bahnhof weiter erreichbar, führt aber zu Einschränkungen im Intervall der Linien.
Ab 9. April verkehren die U-Bahnlinien U1 und U2 abends ab 22 Uhr nur im 20-Minuten-Takt. Ab Juli werden diese Einschränkungen auch auf die Wochenenden ausgeweitet. Allerdings soll abseits des Sendlinger Tors ein normaler Takt angeboten werden, diese Züge sollen dann vorzeitig wenden.
Wie wirkt sich der Umbau auf den Betrieb der Trambahn aus?
Die Brunnenschleife wird ab den Osterferien erneuert, im Sommer folgen dann die Durchfahrtsgleise. Allerdings wird die Anlage nicht erweitert (Bild: Marian Hergesell)
Ab Montag, 10. April wird die ohnehin sanierungsbedürftige Brunnenschleife der Linien 27/28 bis Mitte Juni im Bestand erneuert. Wie bereits im vergangenen Jahr plant man, die beiden Linien mit den Tramlinien 20 und 21 zu verbinden. Ab Juni bis zum Ende der Sommerferien sind dann die Schienen im Bereich der Haltestelle zum Austausch vorgesehen. Zwar kann weiter eine Verbindung in die Müllerstraße durch die Fahrt über die Brunnenschleife angeboten werden, es sollen jedoch nicht alle drei Linien über die Schleife geführt werden.
Im Herbst 2018 wird die Überfahrt Lindwurmstraße erneuert und dabei eine Vollsperrung der Strecken zum Ostfriedhof und zum Isartor bedingen.
Übrigens wird der Umbau entgegen anfänglicher Planungen nicht genutzt, um die überlasteten Haltestellen der Trambahnen, sowie ihre Zugangsbauwerke zum U-Bahnhof zu erweitern, sondern werden nur wie bestehend erneuert. Erhöhte oder verlängerte Bahnsteige, vorbereitet für den Einsatz längerer oder im dichteren Takt verkehrender Trambahnen, sind also nicht zu erwarten. Auch kann die Anlage damit nicht barrierefrei ausgestaltet werden.