Die U3 fährt jetzt nach Moosach
11. Dezember 2010
Seit heute fährt die U3 auch bis zum Moosacher Bahnhof, nachdem Sie bereits 2007 bis zum OEZ verlängert wurde. Damit hat München nun 100 U-Bahnhöfe und erstmals seit 1965 keinen Meter U-Bahnstrecke mehr im Bau.
In den Ansprachen zur Eröffnung betonten alle Beteiligten den großen Nutzen von U-Bahnstrecken für große Massen an Menschen, pro Jahr fuhren zuletzt 351 Millionen Fahrgäste mit der Münchner U-Bahn. Damit spielte vor allem Oberbürgermeister Christian Ude auf die am Rande der Eröffnungsfeier stattgefundene Protestaktion von ca. 30 Moosacher Anwohnern, die gegen die Einstellung der nahezu parallel verlaufenden Busverbindung demonstrierten. Ude betonte, dass bei Änderungen im Netz des ÖPNV stets auch Nachteile für manche entstehen, jedoch die Masse der Münchner profitieren. Unter anderem wieß er auf die prognostizierten Fahrgastzahlen hin, die mit rund 20.000 für den Moosacher Bahnhof deutlich größer sein dürften als die Zahl der Anwohner mit nun etwa weiteren Wegen.
Wie zuvor bereits Baureferentin Rosemarie Hingerl wieß auch Christian Ude darauf hin, dass man mit dem hundertsten U-Bahnhof nun in der Oberliga der U-Bahnnetze mitspielen könne. Hingerl betonte eingangs zunächst, wie knapp dieses Jahr die Eröffnung der neuen Strecke war, da die Betriebserlaubnis erst spät am Freitag Abend von der Regierung von Oberbayern ausgestellt werden konnte.
Der Bayerische Staatsminister der Finanzen Georg Fahrenschon betonte, dass die in Moosach verbauten Mittel in Höhe von 180 Millionen Euro zwar aus Bundes-, Landes- und Stadtbudget kommen, aber letztlich aus Steuergeldern der Bürger bezahlt werden, weswegen ihnen hier in Form der Strecke sowie der beiden Bahnhöfe etwas zurückgegeben werde.
Nach dem kirchlichen Segen durch Weihbischof Engelbert Siebler, Stadtdekanin Barbara Kittelberger und Erzpriester Apostolos Malamoussis und dem a capella angestimmten Lied „Lobe den Herren“ begann schließlich die eigentliche Inbetriebnahme der neuen Strecke.
Der Chef der Regierung von Oberbayern, Regierungspräsident Christoph Hillenbrandt überreichte schließlich das entscheidende Schriftstück der Bauherrin in Form von Rosemarie Hingerl, die es rasch an MVG-Chef König übergab. Anschließend schritt MVG-Chef Herbert König zusammen mit Oberbürgermeister zur Tat: das entscheidende Signal zur Eröffnung wurde gegeben und der erste Zug rollte am Moosacher St.-Martins-Platz mit Ziel Moosach ein.
Wenige Minuten nach dem Eröffnungszug nahm die MVG den fahrplanmäßigen Betrieb auf, alle 10 Minuten verkehrt tagsüber nun die U3 über das OEZ hinaus bis Moosach. An den Bahnhöfen in Moosach und am Moosacher St.-Martins-Platz fand anschließend eine bunte Mischung aus Unterhaltungsprogramm, Information an diversen Info-Ständen sowie Bewirtung durch Moosacher Vereine statt. Angesichts der Witterung griffen zahllose Münchner gerne auf die Möglichkeit zurück, sich mit einem Glühwein aufzuwärmen.
Die Bahnhöfe
Moosacher St.-Martins-Platz
Der säulenlose Bahnhof ist in ganzer Länge durchgängig einsehbar und mit viel Tageslicht aus dem 19 Meter langen Oberlicht versorgt. Zusätzlich dazu sind 50 große Einzelleuchten an der Decke angebracht, die eigens vom Baureferat entwickelt wurden.
Die Hintergleiswände sind mit 76.200 Einzelfotos des Künstler Masayuki Akiyoshi beklebt, der mit seinem Projekt „Forst“ den ausgelobten Kunstwettebewerb gewinnen konnte. Alle Einzelbilder sind in Moosach aufgenommen und zeigen die unterschiedlichsten Details aus dem Stadtteil. Die Bilder sind dabei in chronologischer Reihenfolge angebracht, weswegen sich zum einen eine jahreszeitliche bedingte Farbabfolge ergibt und zum anderen der Jahreszyklus anhand der abgebildeten Natur betrachtet werden kann. Im oberen Wandbereich sind champagnerfarbene gewellte Bleche angebracht, die bis zur Sichtbetondecke nach oben reichen.
In den Schalterhallen sind die Wände mit hellem, leicht gelblichen Granit verkleidet. Im selben Farbton sind auch die Bodenflächen im gesamten Bauwerk gehalten. Im westlichen Bahnsteigbereich führt ein Lift durch eines der Oberlichter an die Oberfläche, er ist zudem über einem Steg mit dem Sperrengeschoss verbunden.
Moosach
Der Endbahnhof der U3 verbindet das U-Bahn-Netz an dieser Stelle mit der Flughafen-S-Bahn S1 sowie dem Regionalverkehr. An seinem westlichen Ende verbindet eine gemeinsame Schalterhalle die beiden Verkehrsträger. Außerdem kommt man von hier in eine zweistöckige Park+Ride-Anlage unter dem Memminger Platz, die Pendlern hier Anschluss an das Münchner Schnellbahnnetz bietet.
Der hundertste Bahnhof der Münchner U-Bahn ähnelt im Rohbau sehr seinem östlichen Nachbarn: er ist ebenso säulenlos, teilweise fällt Tageslicht durch Oberlichter, die selben Einzelleuchten sind an der Sichtbetondecke angebracht. Allerdings unterscheidet sich die Gestaltung der beiden Bahnhöfe: in Moosach werden ebenfalls Elemente der Moosacher Natur gezeigt, allerdings nicht in großer Stückzahl und kleinem Format sondern in stark vergrößerten Abbildungen die an weißen Wandpaneelen an den Hintergleiswänden angebracht sind. Der Münchner Künstler Martin Fengel kombinierte hier Tier- und Pflanzenabbildungen, die er in neuen Rekombinationen auf den 7,80 Meter hohen Bahnsteigwänden abbildet.
Baustellendokumentation
» März 2010: Tunnel-Tour in Moosach
» Baustellendokumentation ab Spatenstich
Hi!
Ich war heute auch dort.
Teilweise sehr interessante Reden. Da ich allerdings vom OEZ bis zum Moosacher St. Martinsplatz gelaufen bin (es war grad kein Bus in absehbarer Zeit angekündigt), kann ich die Proteste der – vor allem – Rentner durchaus nachvollziehen.
Die Eröffnungs-U-Bahn habe ich aus praktischen Gründen nicht benutzen können (ich war schließlich kein Geladener Gast ^^), aber ich bin direkt mit der ersten U-Bahn, die nach der Eröffnung für Ottonormalbürger fuhr, nach Moosach gefahren.
Die Zugzielanzeiger bzw. das Stellwerk kamen aber noch nicht wirklich mit der Verlängerung zurecht. Zumindest am OEZ haben die Anzeiger häufig unterschiedlichsten Inhalt angezeigt.
Am Ende habe ich auch gleich mal die Verbindung zur S1 ausprobiert, um zeitig nach Pasing zu kommen.
Gruß,
Sven
Ich Sag Nur Einfach Geil nur Geil..
Hi,
tja auch hier ist München schon weiter als Nürnberg, unsere U3 wird erst Ende 2011 verlängert, hier wird allerdings gleich nebenbei eine wichtige Straßenbahntangente eingestellt bzw. als Betriebsstrecke zurück gestuft, das ist in München denk ich mit der Linie 20 nicht geschehen.
Danke für die hervorragende Berichterstattung und die Fotos. Auf die Renaturierung des Memminger Platzes werden wir wohl noch eine Weile warten müssen.
Der tut ja grad so, als hätte München zuvor nur ein zweit-klassiges U-Bahn-Netz gehabt.
wann kommt die u bahn dann immer vorbei wenn sie richtung stadt fähr am oEZ vorbei????
Ich halte die Namensgebung mit St.Martins-Platz für sehr unglücklich, weil sie Verwechslungsgefahr mit der S-Bahn-Station St.Martin-Straße für ortsfremde bedeutet. In München strebt man in dieser Hinsicht offenbar gerade nach solchen Verwechslungsfallen. Denn es gibt Josephsplatz und Josephsburg (beide sind noch dazu auf der gleichen Linie U2 zu finden), Olympiazentrum und Olympiaeinkaufszentrum (beide an der U3), Harthof und Am Hart. Das hätte man alles besser und verständlicher lösen können, zumal München das Touristenziel Nummer 1 ist und somit viele auswärtige Gäste zu uns kommen.
Super dass die U3 endlich nach Moosach fährt.
Ihr seid ja eher die Fachleute hier, drum hab ich mal zwei Fragen… :-)
Ist euch schon aufgefallen, dass am U-Bahnhof Implerstraße ein neues Leitsystem im Test ist? Hat da jemand nähere Infos?
Und warum haben wir eigentlich vor den Ansagen in den Zügen keinen „Gong/Jingel“ wie in anderen Großstädten?
Grüße
Beide Fragen kann ich nicht beantworten Nic. Aber ich finde super, dass die U3 jetzt endlich nach Moosach fährt, denn die Anbindung dort hin, besonders für Studenten (wie mir) ist nun endlich mal effizient. Kein umsteigen mehr und warten.
Jetzt ist die Eröffnung schon ca. ein halbes Jahr her und der Memminger-P latz ist immer noch nicht fertig…
früher habe ich in münchen gewohnt; bis weinachten 2012. jetzt lebe ich in nürnberg.da war ich bei der U3-eröfnung nicht dabei. aber ich liebe die Münchner U-Bahn