20. April 2007
Am 19. April 2007 fand im künftigen U-Bahnhof Moosach die traditionelle "Tunneltaufe" für den bergmännisch zu bauenden Tunnel der U3-Verlängerung vom Olympia-Einkaufszentrum nach Moosach statt.
Im Rahmen der Feierlichkeiten für geladene Politiker, Mitarbeiter und Presse hat die Tunnelpatin Christine Rauch, die Chefsekretärin des Oberbürgermeisters, nach der kirchlichen Weihe die Patenschaft für die Zeit des Tunnelvortriebs übernommen
Rede der Baureferentin Rosemarie Hingerl
Die Veranstaltung startete mit einer Rede von Baureferentin Rosemarie Hingerl. Nach den obligatorischen Begrüßungen nannte sie die wichtigsten Daten der Baumaßnahme.
Im Jahr 1999 hatte der Stadtrat den Auftrag zu den Baumaßnahmen gegeben. Im Juni 2004 ging dann der positive Planfeststellungsbeschluss, der eine Art Baugenehmigung darstellt, ein. Aufgrund zweier Einsprüche verzögerte sich der Baubeginn allerdings bis Oktober 2004.
Die Kosten für den Bau der zwei Bahnhöfe und den dazugehörigen vier Tunnelröhren wird ca. 180 Mio Euro betragen, von denen insgesamt 129 Mio Euro vom Bund und vom Land Bayern getragen werden, wofür sich die Baureferentin ausdrücklch bedankte.
Der Bau der beiden etwa 15m unter der Erde liegenden Tunnelröhren von je 1,2 Kilometern Länge wird ca. ein Jahr dauern. Dabei bohrt die Schildmaschine zuerst einen der beiden Streckentunnel vom Bahnhof Moosach nach Moosacher St.-Martins-Platz. Dort angekommen wird sie dann innerhalb von etwa drei Wochen zum anderen Ende des im Rohbau fertigen Bahnhofes transportiert und setzt ihren Weg zum Bahnhof Olympia-Einkaufszentrum fort. In etwa einem halben Jahr soll sie dort angekommen sein. Dort wird die Maschine dann größtenteils zerlegt und nach Moosach zurücktransportiert, wo sie dann für den zweiten Streckentunnel dieselbe Arbeit wiederholt. Dabei müssen etwa 100 000 m³ Erde bewegt werden, und etwa 11.200 Betonfertigteile, die sogenannten Tübbings verbaut werden. Der Durchmesser der Tunnelröhren beträgt ca. 7,4 Meter.
Bahnhof Moosach
im Rohbau
Noch einige Worte zur Innenausstattung der beiden Bahnhöfe: Für den Bahnhof Moosacher St.-Martins-Platz setzte sich der Künstler Masayuki Akiyoshi durch, der mit seiner Arbeit "Forst" die Wand mit unzähligen kleinformatigen, grünstichigen Fotos der Umgebung verkleiden will. Dabei sollen die einzelnen kleinen Bilder so angeordnet werden, dass sie in der Gesamtheit den Eindruck von Bäumen ergeben. Für den Bahnhof Moosach ging die Wahl an eine Idee von Martin Fengel, der die Wände mit Bilder von ortsansässigen Pflanzen und Blumen gestalten will.
Rede von Oberbürgermeister Christian Ude
Im Anschluss folgte eine Rede des Oberbürgermeisters Ude. Ude hob vor allem die umweltschützerischen Aspekte des kontinuierlichen Ausbaus des ÖPNV in München hervor. Er betonte außerdem, dass neben der U-Bahn auch der Trambahnausbau und auch ein gutes Busnetz wesentlich für die Qualität des ÖPNV und damit den Umweltschutz ist. Dabei warnte er auch vor einer drohenden Privatisierung des ÖPNV.
Als Negativbeispiel nannte er das kürzlich von ihm besuchte Londoner U-Bahn-Netz, in dem einige der privaten Betreiber zwar gute Arbeit leisten, andere dagegen sich durch starke Unzuverlässigkeit und verdreckte Bahnhöfe auszeichnen. Insbesondere die nötige Kontrolle der Arbeit der Firmen durch die Transportbehörde durch "Geheimpassagiere" nannte er eine Verschwendung von Steuergeldern. Außerdem wies er ausdrücklich darauf hin, dass die Straßenbahnen vor 100 Jahren in München nicht grundlos kommunalisiert wurden, sondern es sich herausgestellt hatte, dass die privaten Betreiber dieser Aufgabe nicht gewachsen waren.
Baulok Auch Ude nannte einige Daten zu dem Bauprojekt: Im Einzugsbereich der beiden Bahnhöfe profitieren 17.000 Einwohner und 10.000 Arbeitskräfte von der neuen U-Bahn. Dabei werden alleine im Bahnhof Moosach 20.000 Ein-, Aus- und Umsteiger täglich erwartet. Gerade die Verknüpfung der U3 mit der Flughafenlinie S1 verbessere die Anbindung zum Flughafen für viele Einwohner des Münchner Nordens deutlich - wohingegen der Transrapid für den Norden keinen Nutzen habe.
Rede von Gudrun Gmach, leitende Ministerialrätin vom Bayerischen Staatsministerium für Verkehr
Als nächste Rednerin trat die sich selbst als Freundin des ÖPNV bezeichnende Vertreterin des Landes Bayern zum Rednerpult, wo sie auch Glückwünsche des Ministers Huber überbrachte. Sie betonte vor allem die verkehrliche Bedeutung des Bahnhofs Moosach, wo auch Züge des Regionalverkehrs Verknüpfung zur U-Bahn erhalten werden, und die Aufwertung, die die Stadtteile Moosach, Milbertshofen und Schwabing durch die neue Verbindung erfahren.
Durch die Strecke, auf der nach ihren Angaben etwa 38.000 Fahrgäste täglich erwartet werden, sollen 15 Millionen PKW-Kilometer und 1,5 Millionen Buskilometer jährlich vermieden werden. Damit seien die Kosten zwar hoch, aber gut angelegtes Geld, so dass man diese Maßnahme gerne trotz Knappheit der Finanzmittel unterstützt.
Rede des Vertreters der Baufirmen
Als letzter Redner sprach der Vertreter der sogenannten "Arge U3 Nord, Los 2", der Arbeitsgemeinschaft der beteiligten Baufirmen Wayss & Freytag, Hochtief und Bauer Spezialtiefbau. Er betonte vor allem die Bedeutung der Stadt München für den innovativen U-Bahn-Bau, so seien in München etliche Baumethoden erstmalig in dieser Form eingesetzt worden.
Bei dieser Baumaßnahme wird ein sogenanntes Hydroschild eingesetzt, welches schon beim Bau der Tunnel des U-Bahnhofs Gern eingesetzt gewesen war und für den erneuten Einsatz umfassend modernisiert wurde. Das Schild hat dabei eine Länge vom 18 Metern und wird mit einem Druck von 104.000t durch hydraulische Stempel vorwärtsgedrückt.
Bei den Bauarbeiten steht für ihn der Arbeitsschutz an oberster Stelle, gefolgt von der Qualität des Bauwerkes.
Alle Redner wünschten Glück auf und einen erfolgreichen und unfallfreien Arbeitsfortschritt.
Segnung und Taufe
Tunneltaufe
Moosach
Darauf folgten dann Ansprachen des Pfarrers Kambenski der St.-Martin-Pfarrei Moosach und des Pfarrers Rupprecht der Heilig-Geist-Kirche mit anschließender Segnung der Schildmaschine und des Tunnels an sich, in deren Rahmen auch die Figur der heiligen Barbara, der Schutzpatronin der Bergleute und Tunnelbauer, an der Tunnelwand befestigt wurde. Anschließend folgte die Tunneltaufe durch die Tunnelpatin Christine Rauch.
Tag der offenen Tür
Ab 14 Uhr stand die Veranstaltung dann für alle interessierten Bürgerinnen und Bürger offen. Dabei konnte im Rahmen von Führungen auch der zukünftige Bahnhof Moosach betreten und die Schildmaschine besichtigt werden.