10. Juli 2006
MVG Kampagne zur WM (Bild: MVG) Einen guten Monat dauerte die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland - München war die ganze Zeit über gefragt, ob als Austragungsort von sechs Spielen, als Heimstätte vieler Fans oder als Ort des International Broadcasting Centers (IBC) in der Messestadt, von wo aus die Fernsehbilder in die ganze Welt übertragen wurden. Die U-Bahn meisterte die Menschenmassen überwiegend problemlos.
Bereits zum Eröffnungsspiel musste sich die MVG auf Verkehrsströme einstellen, die anders als vorhergesagt wesentlich stärker auf öffentliche Verkehrsmittel ausgerichtet waren als je zuvor. Zum Stadion fuhren mit etwa 40.000 meist 2/3 der Fans und damit doppelt so viele wie zu Bundesligaspielen mit der Stadionlinie U6, die meisten davon stiegen am Marienplatz in die U-Bahn ein.
Ebenfalls unerwartet war der starke Ansturm auf die Public Viewing Veranstaltungen im Olympiapark und zum Halbfinale auch auf der Theresienwiese. Zum Achtelfinalspiel Deutschland-Schweden wurden in knapp 2 Stunden etwa 120.000 Personen zum Stadion und in den Olympiapark transportiert. Dazu fuhren sowohl über den Linienweg der U2 ab Hauptbahnhof wie über den der U3 über Marienplatz zahlreiche Verstärkerzüge in den Olympiapark. Insgesamt musste die MVG die Zahl der Züge Richtung Stadion in Fröttmaning etwas senken, um den starken Zustrom zum Fanpark meistern zu können.
Vor dem Achtelfinale Deutschland-Schweden Die Bahnsteigerweiterung am Bahnhof Marienplatz hatte sich unter anderem zu diesem Achtelfinale wie auch zu allen anderen Münchner Spieltagen und zu den Spielen der deutschen Nationalmannschaft mehr als bewährt, ohne sie wäre es wohl mehrfach zu Sperrungen des Bahnsteigs gekommen. Ebenfalls bewährt hat sich das Einsetzen von leeren Verstärkerzügen am Marienplatz, sie durchfuhren den Bahnhof Sendlinger Tor als Leerzug und konnten somit am Marienplatz gut 1000 Fahrgäste auf einen Schlag wegtransportieren.
Zu den Münchner Spieltagen wurde das normale Ansagepersonal der MVG zusätzlich durch sprachkundige Mitarbeiter verstärkt, die in Landessprache der spielenden Mannschaften an den Bahnhöfen Marienplatz und Fröttmaning Durchsagen zur Fahrgastlenkung vornahmen. Zum Achtelfinalspiel Deutschland-Schweden bekam die MVG Hilfestellung durch die deutsch-schwedische Vereinigung München, da sich keine schwedischsprachigen Mitarbeiter im ansonsten vielsprachigen Mitarbeiterstamm der MVG befanden.1
Da zum Halbfinale das Olympiastadion nicht zur Verfügung stand, musste hierfür auf der Theresienwiese eine Ausweichmöglichkeit für das Public Viewing geboten werden. Allerdings waren alle Ressourcen der MVG auf U2, U3 und U6 gebunden, weswegen auf der U4 und U5 nur wenige Zusatzzüge angeboten werden konnten, die allerdings die etwa 20.000 Fahrgäste ohne größere Probleme nach dem verloren Halbfinale abtransportieren konnten. Hilfreich war auch die gute Verteilung der Fahrgäste auf die anderen Wiesn-nahen U-Bahnhöfe Goetheplatz, Poccistraße und den S-Bahnhof Hackerbrücke.
Über aktuelle Spielstände sowie die Reisemöglichkeiten zum Stadion und zum Fanpark informierte die MVG über Lauftexte auf den neuen Zugzielanzeigern in englisch und deutsch (siehe rechts).2 Ein kleiner Wermutstropfen dieser neuen Anzeigemöglichkeit: falls der dritte anzuzeigende Zug sich über zwei Zeilen erstreckt (z.B. Garching-Hochbrück), werden nur zwei Züge angezeigt.
Nach den Spielen und teilweise auch schon währenddessen verwandelte sich regelmäßig die Leopoldstraße zur größten Partymeile Münchens, weswegen der Oberflächenverkehr dort gesperrt werden musste. Die U-Bahn hatte dort bis spät in die Nacht hinein mit überfüllten Bahnsteigen an den Bahnhofen Münchner Freiheit, Universität und Giselastraße zu kämpfen, die mit Personal zur Fahrgastlenkung besetzt wurden. In der Endrunde musste sogar teilweise ein durchgehender nächtlicher Pendelbetrieb zwischen Münchner Freiheit und Sendlinger Tor auch nach Betriebsschluss eingerichtet werden, um die vielen Fahrgäste zu den Nachtlinien transportieren zu können.
Insgesamt wurden in den gut 4 Wochen der WM etwa 1,7 Millionen zusätzlicher Fahrgäste transportiert. Bis zu 18 Züge mehr als an normalen Tagen fuhren an den Münchner Spieltagen, an allen anderen Spieltagen waren es zwischen 7 und 11.3 Verstärkt wurden insbesondere die U6 zwischen Harras und Fröttmaning, die U3 zwischen Sendlinger Tor und Olympiazentrum sowie die UE2 zwischen Sendlinger Tor und Olympiazentrum über Hauptbahnhof. Beim Halbfinalspiel fuhren zusätzlich ab etwa 23 Uhr Verstärkerzüge der U5 zwischen Theresienwiese und Ostbahnhof, die U4 fuhr ausnahmsweise an diesem Tag auch abends mit Langzügen und auf dem kompletten Linienweg.
Ein kleines Kuriosum fuhr während der WM auf der U4: für gewöhnlich verkehren in München nur Züge mit geraden Wagenzahlen, also mit 2, 4 oder 6 Wagen. Der C-Zug 610 verkehrte allerdings mit 5 Wagen, einer davon befand sich aufgrund eines Defekts in der Werkstatt in Fröttmaning. Da man während der WM trotzdem alle Züge brauchte, entschied sich die MVG dazu, diesen Zug leicht verkürzt auf der U4 einzusetzen. So kam auch die U4 zu einem dort eher seltenen C-Zug-Einsatz.